Hochsensibel älter werden – überarbeitete Version

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Hochsensibilität ist in unserer Gesellschaft schon lange angekommen – und sie scheint immer mehr Menschen zu betreffen. Ich möchte hier ein paar Gedanken dazu teilen, wie sich Hochsensibilität im Älterwerden bei mir zeigt.

Feinfühligkeit, Empathie, Hochsensibilität – all das beschreibt ein tiefes Empfinden für Mitmenschen und die Umwelt.

Wie ist es, wenn man älter wird? Ich erlebe es intensiver. Ich merke, dass ich mehr Rückzug brauche.
Ich saß irgendwann bei meinem damaligen Hausarzt, der selbst sehr feinfühlig ist, und erzählte ihm davon. Er lächelte und sagte: „Das ist eine natürliche Entwicklung. Die Schilde werden dünner, und wir brauchen mehr Erholung. Man wird empfindsamer.“

Wie geht es mir damit?

Vielleicht erkennst du dich in ein paar Punkten wieder:

  • Ich spüre mein Umfeld schneller.
  • Meine Wahrnehmung ist feiner und detaillierter geworden.
  • Oberflächliche Gespräche laugen mich schneller aus.
  • Ich muss klarer Grenzen setzen.
  • Ich brauche mehr Ruhepausen als früher.
  • Der Wunsch nach tiefem Austausch wird stärker.
  • Und die Anforderungen des Alltags fühlen sich manchmal größer an.

Eine lange Zeit hatte meine Feinfühligkeit eine gewohnte Form.
Seit ein paar Jahren bekommt sie eine andere Qualität – feiner, tiefer, umfassender und innerlich näher.
Vieles hat dadurch gewonnen, aber es erschöpft auch manchmal.
Ist das Schwäche?
Oder ist es vielleicht eine Einladung, sich selbst neu zu begegnen?
Für mich ist es Letzteres.

Ich möchte diese neuen Empfindungen genießen, die Qualitäten des Alters in der Tiefe erfahren.
Das bedeutet für mich aber auch, achtsamer zu sein, Grenzen neu abzustecken und mich im sozialen Umfeld anders zu positionieren.

Und meine Erfahrungen der letzten Jahre zeigen mir:
Es ist wichtiger denn je, sich selbst treu zu bleiben. Meine Werte haben mehr Bedeutung bekommen, und ich bin weniger bereit, Kompromisse einzugehen – nicht aus Ablehnung, sondern um mich und mein Tun zu stabilisieren und zu schützen. Und das tut gut.

Warum wird es im Älterwerden oft intensiver?

  • Weil unser Körper nicht mehr alles mitmacht – und dadurch auch die Schilde schwächer werden.
  • Weil wir keine Lust mehr haben, ständig stark zu sein und alles auszuhalten.
  • Weil wir in uns aufräumen wollen – und die Fragen lauter werden:
  • Wer bin ich wirklich?
  • Was brauche ich?
  • Weil Klarheit wichtig wird – für mich.

Viele Hochsensible gehen jahrelang über ihre Grenzen – aus Rücksicht, aus Angst oder aus dem tiefen Wunsch, dazuzugehören. Und erst mit der Zeit, wenn die eigene Sensibilität verstanden ist und das Außen weniger Bedeutung hat, bekommt das Eigene die Aufmerksamkeit, die es braucht.

Abgrenzung bleibt ein zentrales Thema

Einer der wichtigsten Schritte auf diesem Weg ist Abgrenzung. Und ja – das ist oft das Schwerste. Vor allem, wenn man ein Leben lang gelernt hat, für andere da zu sein.

Vielleicht kennst du diesen Satz in dir:
„Ich kann doch nicht einfach Nein sagen …“
„Dann bin ich egoistisch …“
Aber in Wahrheit ist das Gegenteil der Fall:
Wenn du dich schützt, achtest du dich selbst.

Was hilft beim Abgrenzen?

  • Den Körper ernst nehmen: Enge, Unruhe, Erschöpfung sind Signale.
  • Klare Sätze üben – ohne Schuldgefühle.
  • Dir erlauben, dich nicht zu rechtfertigen.
  • Klare Strukturen schaffen, überhaupt Klarheit schaffen.

Und danach spüren: Was hat sich verändert, seit du Nein gesagt hast?

Du bist nicht lieblos, wenn du dich abgrenzt.
Du nimmst dich selbst ernst.

Auch Beziehungen verändern sich im Alter

Hochsensibilität verändert, wie wir in Beziehung sind.
Vielleicht spürst du:

  • Manche Freundschaften passen nicht mehr.
  • Gespräche, die früher leicht waren, wirken jetzt leer.
  • Du brauchst weniger Menschen – aber mehr Tiefe.
  • Oberflächliches erschöpft schneller.
  • Du möchtest gesehen werden – nicht bewertet.

All das darf sein.
Du darfst ehrlich sein.
Du darfst neue Menschen in dein Leben lassen.
Und du darfst anderen sagen: „Das passt für mich nicht mehr.“

Das ist kein Rückzug aus der Welt.
Das ist Klarheit.
Das ist Wachsen.
Und es ist Verbindung – mit dir selbst.

Rückzug und Kontakt – die neue Balance

Wir brauchen beides. Ich brauche beides.
Gesellschaft, Austausch, Ausdruck –
und genauso Rückzug, Stille, das Alleinsein mit mir.

Wir dürfen spüren, wann was dran ist.
Rückzug ist keine Flucht.
Er ist ein Innehalten, ein inneres Sortieren, ein Zu-sich-Kommen.
Und genau das macht wieder offen für echte Nähe.

Die Weisheit des Feinen

Vielleicht ist das die Gabe des Älterwerdens:
Dass wir aus unserer Hochsensibilität Weisheit formen können.
Dass wir reifen und wachsen.

Wir lernen:

  • Mitgefühl – ohne Selbstaufgabe.
  • Spüren – ohne Drama.
  • Tiefe – ohne Verlorengehen.

Und vielleicht wird es mit den Jahren leichter, das Feine zu würdigen:
Nicht mehr als Schwäche, sondern als stille Kraft.
Als Einladung, das Leben achtsam, liebevoll und mit offenem Herzen zu leben.

Vielleicht hast du dich an manchen Stellen wiedergefunden.
Wenn du magst, lass mich wissen, wie es dir mit dem Thema geht – per Mail, Kommentar oder auch still für dich.

2 Kommentare

  • Guten Morgen Heiko,
    ich bin im 63.ten Lebensjahr dein Podcast hat all das angesprochen was wie ich es täglich erlebe
    Dankeschön
    Liebe Grüße aus dem Lausebusch 2

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