Hochsensibilität

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Inhaltsverzeichnis

Der Begriff „Hochsensibilität“ (HSP) wurde von Dr. Elaine Aron geprägt und beschreibt ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei einigen Menschen von Geburt an beobachtet wird.

Einleitung

Hochsensibilität ist eine angeborene Eigenschaft, die durch eine erhöhte Empfindsamkeit gegenüber physischen, emotionalen und sozialen Reizen gekennzeichnet ist. Hochsensible Menschen erleben Emotionen intensiver, sind sich ihrer Umgebung oft stärker bewusst und haben ein tieferes Maß an sensorischer Verarbeitung. Schätzungen, wie viele Menschen betroffen sind, variieren: Einige sprechen von 15 bis 30 %, andere von 1 bis 3 %. Die Intensität und individuelle Ausprägung der Hochsensibilität kann sehr unterschiedlich sein. Kurz gesagt: Hochsensibilität bedeutet, Dinge manchmal wesentlich intensiver wahrzunehmen als andere.

Stärken und Schwächen der Hochsensibilität

Dieses Persönlichkeitsmerkmal birgt nicht nur Herausforderungen, sondern auch viele Vorteile und Stärken. Hochsensible Menschen können zum Beispiel sehr hilfsbereit, kreativ und besonders aufmerksam sein. Oft sind sie mit einer verstärkten Empathie und Intuition ausgestattet.

Positive Aspekte

  • Hochsensible Menschen sind häufig sehr intuitiv und nehmen Feinheiten wahr, die anderen entgehen. 
  • Sie besitzen oft ein reiches Innenleben und eine starke Vorstellungskraft. 
  • Ihre mitfühlende und fürsorgliche Natur macht sie zu guten Begleitern. 
  • Durch ihre Fähigkeit, sich auf ihre Gefühle und Emotionen einzustellen, können sie viel Kreativität freisetzen. 
  • Dank ihrer erhöhten Wahrnehmung können hochsensible Menschen schneller Details und Zusammenhänge erfassen.  
  • Ein intensiver Input in kurzer Zeit, wie zum Beispiel das Erleben fremder Kulturen, beeindruckender Landschaften oder kreativer Begegnungen, kann sehr inspirierend und bereichernd sein.

Herausforderungen

  • Alltägliche Situationen, wie ein überfüllter Supermarkt, ein volles Restaurant oder eine laute Party, können für hochsensible Menschen schnell überwältigend werden und zu Stress und Erschöpfung führen. 
  • Eine Vielzahl an Eindrücken über einen längeren Zeitraum kann es schwierig machen, sich zurechtzufinden. 
  • Starke Belastungen durch Geräusche, Gerüche, zu helles Licht und andere Umweltreize sind oft eine Herausforderung. 
  • Lang anhaltender Stress und Konflikte können zu Ängsten, Selbstwertproblemen und dem Gefühl führen, sich verletzt zu fühlen oder Dinge persönlich zu nehmen. 
  • Hochsensible Menschen neigen oft dazu, die Gefühle anderer Menschen unmittelbar und reflexartig zu spiegeln, was zu Erschöpfung und auch zu unangenehmen Situationen führen kann.
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Erhöhte Empathie

Hochsensible Menschen sind oft sehr im Einklang mit den Emotionen ihrer Mitmenschen und können großartige Zuhörer und / oder gute Problemlöser sein. Ihr Gegenüber empfindet dann oft schnell eine tiefere Verbundenheit und Vertrauen. Doch diese Intensität der Gefühle kann für hochsensible Menschen auch erschöpfend sein, besonders wenn sie die Emotionen vieler Menschen gleichzeitig wahrnehmen. Manchmal möchten man vielleicht gar nicht wissen, wie es dem Gegenüber wirklich geht…

Selbstfürsorge

Jeder hochsensible Mensch sollte für sich herausfinden, wann der Moment zum Rückzug gekommen ist. Im Alltag und Beruf ist es wichtig, wenn die Eindrücke zu viel werden, eine Verschnaufpause zu haben. Grenzen richtig zu setzen und auch mal Nein zu sagen, ist ebenfalls essenziell – auch wenn das Gegenüber es möglicherweise nicht versteht. In solchen Momenten sind diplomatische Notlügen meiner Meinung nach erlaubt …

Die richtige Berufswahl ist entscheidend und sollte zur Person passen. Manche bevorzugen kreative Berufe, andere fühlen sich in sozialen Bereichen wohler. Wieder andere kombinieren beides oder finden ihren Weg in die Selbstständigkeit, die Flexibilität und Vielseitigkeit bietet.

Es kann auch wichtig sein, einen persönlichen Ausdruck für das tiefe Erleben des Seins zu finden. Ein Ventil zu schaffen, um der emotionalen Wucht und oft reichhaltiger Erlebniswelt einen Platz im Leben zu geben. Möglichkeiten gibt es viele…

Die Kunst für hochsensible Menschen besteht darin, den richtigen Weg für sich zu finden – die Balance zwischen persönlichem Wachstum und Grenzsetzung. Es geht darum herauszufinden, was für einen selbst passend und gut ist.

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Hochsensibilität und Verantwortung

Das individuelle Erleben der Hochsensibilität kann sehr unterschiedlich sein und verschiedene Tiefen haben. Die Verantwortung besteht darin, Menschen, die bestimmte Ebenen nicht gewohnt sind, nicht zu nahe zu treten und deren Grenzen zu respektieren. Andernfalls könnten Widerstand, Angst oder Verunsicherung entstehen.

Durch starke Empathie kann schnell eine intensive Verbindung zu anderen aufgebaut werden. Das Gegenüber fühlt sich dann oft tief berührt und gesehen und könnte diese Nähe als sehr persönlich empfinden und ggf. starke Gefühle entwickeln. Für den hochsensiblen Menschen ist diese Nähe und Art zu fühlen „normal“ und für ihn selbst hat diese Beziehung vielleicht keine besondere Bedeutung. Dies soll nicht despektierlich gemeint sein.

Beziehungen

Um mit Hochsensibilität eine Beziehung zu führen, bedarf es des richtigen Partners. Idealerweise jemanden, der ebenfalls hochsensibel ist oder das Thema kennt und ernst nimmt. Es ist wichtig, dieses Persönlichkeitsmerkmal zu kommunizieren und offen zu legen. Der Partner kann vielleicht nicht alles nachvollziehen und verstehen, aber er weiß dann, dass bestimmte Handlungen und Wahrnehmungen für dich relevant und bedeutsam sind.

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Persönliches

Ich selbst habe erst mit Mitte 50 wirklich verstanden, dass ich sehr empathisch und sensitiv bin und was alles zu diesem Thema gehört – bzw. was das alles beinhalten kann. Ich stamme aus einer Generation und einem Umfeld, in dem es den Begriff Hochsensibilität so nicht gab und in dem ein Mann nicht feinfühlig sein sollte. So habe ich zum Beispiel bei meinen Eltern früh aufgehört, meine Empfindungen und Beobachtungen mitzuteilen.

Viele Jahre war ich mit meinen Empfindungen allein und habe mich nie wirklich irgendwo zugehörig gefühlt. Getragen hat mich oft eine innere Gewissheit, dass meine Gefühle und Sehnsüchte wahrhaftig sind und einen Sinn haben – dass ich ihnen folgen und glauben kann. Diese Gewissheit hilft mir auch heute noch, meinen Weg immer wieder neu anzupassen und mich weiterzuentwickeln. So probiere ich neue Berufe aus und lerne auch immer mehr, zu dem zu stehen, wie ich bin.

Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung von Hochsensibilität in unserer heutigen Welt. Hochsensibilität kann uns helfen, besser zuzuhören, empathischer und kommunikativer zu werden.

Weiterführende Informationen

Im Internet findest du viele weitere Informationen und auch Selbsttests, um zu schauen, ob du vielleicht hochsensibel bist. Hier sind einige Ressourcen und Anlaufstellen, die dir helfen können, mehr über Hochsensibilität zu erfahren und dich mit anderen Betroffenen auszutauschen:

  • Webseiten von Experten und Organisationen, die sich auf Hochsensibilität spezialisiert haben, wie zum Beispiel die Seite von Dr. Elaine Aron (https://hsperson.com/).
  • Online-Foren und soziale Medien-Gruppen, in denen sich hochsensible Menschen austauschen und unterstützen können.

Tipps

Hier sind einige Ratschläge, die dir helfen können, mit deiner Hochsensibilität umzugehen. Passe sie entsprechend an …

Selbstakzeptanz: Lerne dich so zu akzeptieren, wie du bist. Mit allem Drum und Dran. Es viele andere Menschen gibt, die ebenfalls hochsensibel sind.

Selbstfürsorge: Achte auf eine gesunde Balance von Ruhe, Ernährung und Bewegung, um dein emotionales und körperliches Wohlbefinden zu unterstützen. Gib dir selbst die Zeit und den Raum, den du benötigst, um dich zu erholen und neue Energie zu tanken.

Grenzen setzen: Lerne, deine eigenen Grenzen zu erkennen, sie einzuhalten und diese auch anderen gegenüber zu kommunizieren. Dies hilft dir, Überforderung und Erschöpfung zu vermeiden.

Soziale Unterstützung: Pflege ein unterstützendes soziales Netzwerk, indem du dich mit anderen hochsensiblen Menschen verbindest oder Hilfe von Freunden, Familie und Fachleuten suchst, wenn du sie benötigst.

Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Übe Achtsamkeit, Meditation oder andere Entspannungstechniken, die dir helfen, Stress abzubauen und im Hier und Jetzt zu sein.

Zeitmanagement: Plane deine Zeit und Aktivitäten sorgfältig, um Stress zu reduzieren. Berücksichtige dabei Pausen und Erholungszeiten, um deine Energie und Konzentration zu erhalten.

Optimiere deine Umgebung: Gestalte deine Umgebung so, dass sie für deine Sinne angenehm ist. Reduziere Lärm, grelles Licht oder starke Gerüche, um Überstimulation zu vermeiden.

Kommunikation: Sprich, wenn es passt, offen über deine Hochsensibilität. So kannst du Missverständnisse vermeiden und anderen die Möglichkeit geben, dich besser zu verstehen.

Fokussiere dich auf Stärken: Erkenne und betone die positiven Aspekte deiner Hochsensibilität, wie z. B. Empathie, Intuition und Kreativität. Nutze diese Stärken, um deine persönlichen und beruflichen Ziele zu erreichen.

Lerne, mit Kritik umzugehen: Entwickle Strategien, um konstruktive Kritik anzunehmen undndich von negativen Kommentaren nicht zu stark beeinflussen zu lassen. Dies kann deine emotionale Belastbarkeit stärken und dir helfen, in herausfordernden Situationen besser klarzukommen.

Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Protein und gesunden Fetten ist. Eine ausgewogene Ernährung liefert die notwendigen Nährstoffe, um deinen Körper und Geist zu unterstützen.

Regelmäßige Mahlzeiten: Iss regelmäßig und vermeide langes Fasten, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Energieeinbrüche zu verhindern. Dies kann insbesondere bei hochsensiblen Menschen hilfreich sein, da sie möglicherweise empfindlicher auf Schwankungen im Blutzuckerspiegel reagieren.

Hydratation: Trinke ausreichend Wasser und andere gesunde Flüssigkeiten, um deinen Körper hydratisiert und dein Energieniveau stabil zu halten.

Koffein und Alkohol: Koffein und Alkohol können das Nervensystem stimulieren und zu Unruhe, Schlafstörungen oder erhöhter Reizbarkeit führen. Hochsensible Menschen könnten empfindlicher auf diese Substanzen reagieren, daher kann es hilfreich sein, den Konsum zu reduzieren oder zu vermeiden.

Reduziere den Verzehr von zucker- und fettreichen Lebensmitteln: Zucker- und fettreiche Lebensmittel können zu Schwankungen im Blutzuckerspiegel und zu Entzündungen im Körper führen. Eine ausgewogene Ernährung mit einer begrenzten Menge an zucker- und fettreichen Lebensmitteln kann dazu beitragen, Stimmungsschwankungen und körperliche Beschwerden zu reduzieren.

Achte auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Wenn du Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien hast, achte darauf, diese Lebensmittel zu vermeiden, da sie zu körperlichem Unwohlsein und erhöhter Reizbarkeit führen können.

Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch, Leinsamen, Walnüssen und Chiasamen enthalten sind, können zur Gehirnfunktion und Stimmungsregulation beitragen. Eine ausreichende Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren kann helfen, Stress und Angstzustände zu reduzieren.

Magnesiumreiche Lebensmittel: Magnesium ist ein Mineral, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Nervensystems spielt. Eine ausreichende Magnesiumzufuhr kann dazu beitragen, Stress abzubauen und die Schlafqualität zu verbessern. Magnesiumreiche Lebensmittel sind zum Beispiel grünes Blattgemüse, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.

B-Vitamine: B-Vitamine, insbesondere B6, B9 (Folsäure) und B12, sind wichtig für die Funktion des Nervensystems und können helfen, Stress und Erschöpfung zu reduzieren. Lebensmittel, die reich an B-Vitaminen sind, umfassen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse, mageres Fleisch und Milchprodukte.

Es ist wichtig zu beachten, dass die individuellen Bedürfnisse und Reaktionen auf Lebensmittel variieren können. Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung kann jedoch insgesamt dazu beitragen, dein Wohlbefinden zu verbessern und die Auswirkungen der Hochsensibilität auf deinen Körper und Geist zu reduzieren.

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