Authentisch sein…

authentisch sein

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Authentisch sein bedeutet, im Einklang mit seinen inneren Werten und Überzeugungen zu leben und diese zum Ausdruck zu bringen. Für mich ist dies nichts Statisches, sondern mehr oder weniger ein dynamischer Prozess. Ich selbst komme immer wieder an den Punkt, wo ich mich frage: Bin ich eigentlich noch ich selbst? Lebe ich mich noch aus?

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Wie können wir uns dem Ganzen nähern, wie können wir einsteigen? 

Wir können damit beginnen, uns zu hinterfragen. Inwieweit existieren noch alte Glaubenssätze und Prägungen, die uns eigentlich gar nicht entsprechen? Wenn wir diese erkennen, können wir daran arbeiten, sie loszulassen und durch eigene Ansichten zu ersetzen.

Wichtig sind auch unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte. Kenne ich diese überhaupt richtig und gestehe ich mir diese auch zu?

Gerade bei Prägungen und irrigen Grundannahmen ist es so, dass diese sehr tief in uns verwurzelt sein können und deren Ausmaß sich erst im Laufe der Zeit zeigt. Hier kann uns eine regelmäßige Innenschau und Selbstreflexion helfen. Warum handeln wir in bestimmten Situationen automatisch auf eine bestimmte Weise? Worauf springen wir unbewusst an?

Welche Überzeugungen und Grundannahmen habe ich von den Eltern oder wichtigen Bezugspersonen übernommen? Wann fühle ich mich besonders blockiert oder gehemmt? Was denke ich in stressigen Situationen und bei Herausforderungen über mich selbst? Ist es eher „Ich schaffe das nicht, so gut bin ich nicht“ oder „Klar, packe ich das!“?

Wenn wir Zweifel haben, könnten wir diese Annahmen umdrehen und uns sagen: „Ich muss nicht perfekt sein, ich bin jetzt gut so, wie ich gerade bin!“ oder „Ich fühle mich jetzt gerade etwas überfordert, aber ich setze das jetzt so gut ich kann um.“ Wir setzen damit auf Dauer andere Impulse und können eine andere Selbstsicht bekommen.

Manchmal bewegen wir uns vielleicht in einem Netz von Ängstlichkeiten und haben es schwer auszubrechen. Vielleicht haben wir Angst, jemanden zu verletzen oder alleine dazustehen. Oder wir haben Angst, abgelehnt zu werden oder sogar den Job zu verlieren. Wenn wir Geld verdienen müssen, weil wir zum Beispiel Kinder haben, ist es nicht immer einfach, einen Job zu wechseln oder diesen aufzugeben. Existenzängste sind große Gefühle…

Gerade dann ist es wichtig, strategisch in diesem Prozess vorzugehen. Wenn wir zu viel riskieren, kann es nach hinten losgehen oder immensen Stress verursachen. So können wir mit der Zeit all das erfassen, was uns bremst, echt zu sein.

Kleine Schritte, ohne Perfektionismus 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dabei kleine Schritte gut sind und dass es wichtig ist, diesen Weg sanft zu gehen. Der Prozess soll uns in unsere Kraft führen und nicht überfordern, stressen oder gar schwächen.

Auch könnten wir zu stark ins Kontra fallen. Wenn wir merken, dass wir teilweise wenig echt sind und erkennen, welchen Mustern wir aufsitzen, kann es sein, dass wir versuchen, uns unsanft auszubrechen. Ich kenne das von mir und habe dann die Tendenz, übers Ziel hinauszuschießen und zu radikal zu sein.

Ethik und Werte 

Wenn wir uns nach innen bewegen und ausarbeiten, wie wir wirklich sind, kann es sein, dass wir Strukturen im Außen infrage stellen und auch loslassen. Dies kann bei manchen zu Irritationen und Unsicherheiten führen. Wir bearbeiten schließlich unsere bisherige Persönlichkeit. Es kann sich anfühlen, als würden wir ohne Halt über Glatteis laufen.

Hier kann uns unsere Ethik und unser Wertesystem helfen. Wenn wir uns unserer Ethik und Werte bewusst sind, haben wir eine gute Basis und einen guten Anker. Ethik und Werte können uns immer als Richtung dienen, während sich unsere Ziele ändern. Werte wie zum Beispiel Freiheit, Empathie oder Integrität bleiben uns als Wegweiser erhalten, auch wenn wir neue Wege einschlagen.

Ethik bietet uns die Grundprinzipien für moralisches Verhalten, oft unabhängig von kulturellen, sozialen oder individuellen Werten. Sie kann einen stabilen Rahmen für unser Handeln bilden – sie sagt uns, was allgemein als „richtig oder konstruktiv“ bzw. „falsch oder destruktiv“ gilt und schafft so ein übergeordnetes Gerüst.

Werte füllen diesen ethischen Rahmen mit persönlichen oder gemeinschaftlichen Inhalten. Sie spiegeln das wider, was für uns im Alltag wichtig ist und woran wir unser Verhalten und unsere Entscheidungen ausrichten. Während Ethik das Wie und Warum in Bezug zu moralischen Grundsätzen liefert, helfen uns Werte zu bestimmen, was uns im Leben wichtig ist – sei es Freiheit, Mitgefühl, Ehrlichkeit oder Gerechtigkeit.

Werte geben unseren Handlungen die individuelle Richtung innerhalb der Ethik. Ethik sorgt für eine stabile Basis, und Werte bringen diesen Rahmen zum Leuchten und machen die Ethik erlebbar.

Authentisch sein bedeutet nicht, immer gleich zu sein 

Wir durchlaufen viele Stadien, viele Prozesse und orientieren uns neu. Authentisch sein ist nicht von Anfang an definiert, sondern wächst mit uns und verändert sich.

Mit Anfang zwanzig hatte ich eine andere Tiefe und andere Lebensanschauungen als mit vierzig und schon gar nicht als mit sechzig. Mir waren andere Dinge wichtig, meine Ausrichtung, der Zeitgeist und die Weltlage waren anders als heute. Auch meine Bedürfnisse und Sehnsüchte haben sich verändert.

Authentisch sein bedeutet auch, im Einklang mit sich und dem momentanen Weg zu sein.

Offenheit, Natürlichkeit und Tiefe als Stärke 

Wenn wir im Einklang mit uns sind, kann es sein, dass wir aus einer anderen Perspektive oder einer anderen Tiefe schauen als unser Umfeld. Dies kann eine große Stärke und Bereicherung sein, und für mich persönlich liegt dann auch eine Verantwortung darin, damit entsprechend umzugehen.

Ich habe einmal mit einer Person zusammengearbeitet, die ungefiltert ihre Meinung und auch ihre Stimmungen regelrecht rausgehauen hat – ob es gerade passte oder nicht – und ihr Argument war: „Ich bin halt authentisch.“

Für mich klang das eher wie ein Argument, sich nicht reflektieren zu müssen.

Authentisch ist es auch, wenn man sagt: „Hey, ich bin heute nicht gut drauf, ich hoffe, ich komme nicht zu heftig rüber,“ statt anderen vor den Kopf zu stoßen. Möchten wir Echtheit, die Nähe schafft, oder Ehrlichkeit, die distanzierend wirkt?

Wir können Authentizität auch nutzen, um gemäß unserer Fähigkeiten und Kompetenzen konstruktiv zu handeln. Dies kann die Kreativität steigern und zu guten Lösungen im Bedarfsfall führen. Einer Situation gerecht zu werden, bedeutet ja nicht automatisch, nicht echt zu sein, sondern spricht auch für unsere Ethik, Empathie und emotionale Intelligenz.

In unserem sozialen Umfeld können wir mit Wahrhaftigkeit und Tiefe zu einer Bereicherung werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass andere sofort mit eingestiegen sind, je natürlicher ich relevante Dinge in Tiefe aus- und angesprochen habe.

Wenn wir uns akzeptieren, wie wir sind, können wir auch zu unseren Schwächen und vermeintlichen Fehlern stehen. Wir können dann sicher sagen: Das ist nicht mein Tanzbereich, hier sollte jemand anderes ran. 🙂 Oder: „Da habe ich keine Ahnung von, bitte übernimm du.“ Gerade in der Teamarbeit kann so Gutes entstehen, und jeder kann einen Platz gemäß seiner Fähigkeiten einnehmen.

Und natürlich genauso in Partnerschaften. Wir können uns ergänzen und gemeinsam etwas erreichen. Nach dem Motto: Alleine bin ich gut, zusammen sind wir besser. Mir fällt leider nicht mehr ein, woher ich den Spruch kenne. Ich glaube, aus einem Film…

Erlaube dir heute, eine andere Version als gestern zu sein.

Mit Geduld den Prozess wachsen lassen Authentisch werden und sein ist ein Prozess, der Zeit braucht und kein festes Ziel beinhaltet. Vielmehr unterliegen wir genauso Veränderungen, wie die Erde Jahreszeiten durchläuft oder sich ein Fluss im Laufe der Zeit sein Flussbett immer wieder neu anpasst. Authentisch zu leben bedeutet, einen natürlichen Wandel anzunehmen, ohne an alten Versionen von sich selbst festzuhalten.

Die Welt, das Universum ist nicht statisch, alles ist im Wandel und verändert sich. Wir würden uns sonst nur begrenzen und einengen. Gut wäre etwas Bewusstheit für das Hier und Jetzt und auch Mut zur Veränderung. Und als Anker können wir unsere Ethik und Werte nutzen.

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