Was ist Klarheit? Für mich bedeutet Klarheit, zu wissen, wo ich gerade stehe und wie es mir wirklich geht. Sie hilft mir, zu erkennen, warum ich mich unwohl fühle – ob ich über meine Grenzen gegangen bin oder in alten Mustern feststecke. Generell empfinde ich Klarheit als den Zustand, in dem der Unterschied zwischen meinem Selbstbild und meinem wirklichen Sein immer geringer wird.
Klarheit gibt mir ein Fundament und Sicherheit. Sie hilft mir, Entscheidungen zu treffen, gut zu kommunizieren, Situationen einzuordnen und mich wieder in meine Mitte zu bringen.
Klarheit und Innenschau
Klarheit bedeutet, zu erkennen, was ist. Sie zeigt uns, wie etwas oder wir selbst gerade funktionieren. Basieren unsere Handlungen auf einem Muster, wie zum Beispiel Verletzlichkeit oder Bedürftigkeit? Oder handeln wir aus einer klaren, bewussten Sicht heraus?
Da wir alle durch unser Umfeld und unsere Gesellschaft geprägt wurden, haben wir uns ein bestimmtes Selbstbild erschaffen. Beginnen wir, mit Klarheit zu arbeiten, stellen wir unser Selbstbild infrage. Hier kann uns Akzeptanz und Verständnis wie ein Puffer dienen – etwas, das die Konsequenzen der Klarheit auffängt und unser Ego milde stimmt. Es hilft uns, neue Erkenntnisse anzunehmen, ohne dass wir uns zerstört fühlen.
Häufig tritt der Wunsch nach Klarheit in Konfliktsituationen oder Krisen auf. Wenn wir immer wiederkehrende Probleme erfahren und keinen Ausweg sehen, kann eine Innenschau und Selbstreflexion uns zeigen, wo wir stehen.
Wie kommen wir gut in die Innenschau?
Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere inneren Prozesse lenken. Wir können versuchen, zu begreifen, auf welche Impulse wir reagieren, was uns triggert und warum wir bestimmte Dinge tun. Vor einer emotionalen Reaktion steht oft ein Gedanke, eine Wahrnehmung oder ein Erlebnis. Wenn wir uns auf diesen Punkt fokussieren, können wir unsere Muster besser verstehen.
Dabei ist es wichtig, achtsam zu sein und unsere Aufmerksamkeit mit Akzeptanz und Verständnis zu lenken.
Ich selbst kenne meine Tendenz zur übertriebenen Klarheit und zum Perfektionismus – das liegt vermutlich am Steinbock in mir… 🙂
Als ich begann, mich bewusst zu reflektieren und den Wunsch nach Klarheit in mir zu stärken, habe ich von mir erwartet, alle Erkenntnisse sofort umzusetzen und wie eine Maschine zu funktionieren. Das hat mich in die Härte mir selbst gegenüber geführt. Und als es richtig weh tat, wurde mir bewusst, wie ich mit mir umgegangen bin… Klarheit ohne Liebe macht hart.
So habe ich gelernt, welche Rolle Akzeptanz, Achtsamkeit und das „nicht urteilen“ spielen. Mit Verständnis betrachtet sind unsere Muster aus bestimmten Gründen entstanden. Und vielleicht waren wir zu jung, zu überfordert oder hatten keine anderen Werkzeuge zur Verfügung.
Praktische Übungen zur Selbstwahrnehmung
Selbstwahrnehmung ist eine Fähigkeit, die wir wie einen Muskel trainieren können. Anfangs mag es schwerfallen, doch mit der Zeit wird sie zu einem automatischen Begleiter.
Wenn dir das Erfassen deiner Gedanken und Gefühle schwerfällt, kannst du das Schreiben nutzen. Nimm dir Zeit und notiere alles, was du wahrnimmst. Sobald wir versuchen, unsere Gedanken auf Papier zu bringen, konzentrieren wir uns automatisch mehr und schärfen unsere Wahrnehmung.
Eine Routine kann hier sehr hilfreich sein. Mach es zu einem Ritual, beispielsweise jeden Morgen oder Abend.
Eine andere Methode ist der Dialog – mit einem vertrauten Menschen oder mit dir selbst. Wenn wir unsere Innenwelt erklären, müssen wir uns anstrengen, Klarheit und die richtigen Worte zu finden. Diese Übung führt uns zudem auch oft zu neuen Einsichten.
Je geübter wir sind, desto mehr wird die Selbstbetrachtung im Alltag ein konstruktiver Begleiter. Ich arbeite im sozialen Bereich und betreue junge Männer mit Assistenzbedarf auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit – liebe Grüße gehen raus! Gerade hier hilft mir meine permanente Selbstwahrnehmung, meine Grenzen zu erkennen und zu wahren.
Klarheit und Akzeptanz als Team
Klarheit allein kann hart machen. Doch wenn Akzeptanz hinzukommt, wird sie zum Wegweiser. Sie zeigt uns nicht nur, wer wir sind, sondern auch, wer wir werden können.
Auf diesem Weg stoßen wir natürlich auf Bereiche, die schmerzen. Manchmal wird unser Selbstbild zerlegt, und wir erkennen, dass wir nicht das sind, was wir dachten. Doch mit Vertrauen, Verständnis und Akzeptanz können wir uns dem neuen hingeben, das sich zeigt – dem, was in der Tiefe darunter liegt.
Je mehr wir unsere Muster verstehen und unsere Prägungen begreifen, desto mehr Raum kann Klarheit einnehmen. Diese Kombination aus Klarheit und Akzeptanz kann uns in stürmischen Zeiten ein starkes Fundament geben. Sie verleiht uns Handlungsfähigkeit, wo vorher vielleicht Ohnmacht war.
All dies ist ein Prozess, der uns wahrscheinlich ein Leben lang begleiten wird. Für mich ist der Weg das Ziel, und ich freue mich an den erfahrbaren Strukturen und den Bewusstseinszuständen, die sich in diesem Universum entfalten.
Was bedeutet Klarheit für dich?