Generell steht Selbstverwirklichung in der Gesellschaft dafür, seine Grundbedürfnisse und seine Sehnsüchte, Wünsche sowie Träume zu verwirklichen.
Die menschliche Perspektive
Dabei geht es oft um das Erreichen von konkreten Zielen. Es geht darum, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, erfolgreich zu sein und vielleicht äußere Anerkennung zu erhalten. Wir setzen uns feste Ziele, arbeiten fokussiert darauf hin und nutzen Techniken wie Selbstoptimierung, um Fähigkeiten zu verbessern. In diesem Ansatz wird das menschliche Ich, unser Ego gestärkt und gefestigt.
Dieser Weg kann viele Methoden und Techniken beinhalten, mit denen wir auch viel erreichen können. Wir alle haben unsere Wünsche und Ziele, sei es zum Beispiel im Privaten eine wundervolle Familie, im Beruflichen eine erfolgreiche Karriere oder das Ausleben von Kreativität als Künstler.
Unser Menschsein, unser Ego sucht und braucht einen Ausdruck, sucht Erfüllung von Bedürfnissen und auch einen Platz in der Gesellschaft, in der wir uns bewegen. Dies ist besonders beim Erwachsenwerden ein wichtiger Prozess. Viele junge Menschen wollen sich ausprobieren und suchen eine Ausrichtung für ihre Zukunft. Sie möchten ihre Potentiale erfahren und entfalten und wünschen sich Erfolg in ihrer Rolle.
Die Methode gesetzte Ziele zu erreichen, optimiert und effizient zu arbeiten, ist ein fester Bestandteil der Gesellschaft und bestimmt auch weitestgehend die Wirtschaft. Und dabei bestimmt diese Methode auch deren Werte…
Die spirituelle Perspektive
Ein ganz anderer Weg der Selbstverwirklichung ist der ganzheitliche, der spirituelle. Er setzt keine festen Ziele, sondern geht den Weg des Erkennens.
Hier geht es nicht darum, optimiert auf einen Erfolg hinzuarbeiten oder unsere Position in der Gesellschaft zu stärken. Es geht darum, den Blick nach innen zu richten und zu schauen, was und wie wir wirklich sind. Es geht darum, dass wir uns selbst erkennen.
Oft wird dieser Weg gewählt, wenn wir nach einem Sinn fragen, wenn wir die äußere Form in Frage stellen und vielleicht auch das Gefühl haben, nicht auf dem richtigen Weg zu sein.
Wenn wir etwas tief in uns spüren, das nach Antworten sucht. Etwas, das nicht gelebt wird, sich aber ausdrücklich möchte. Etwas, unabhängig von der Gesellschaft, der Familie usw.
Auf dem spirituellen Weg hinterfragen wir unsere Motive, unsere Sehnsüchte und Wünsche. Entspringen sie zum Beispiel Defiziten oder schwierigen Erfahrungen der Kindheit? Beruht die Art zu denken, zu fühlen und zu leben auf überlieferte Gedanken- und Familienmuster oder gesellschaftliche Strukturen und Erwartungen?
Dieser Weg ist nicht zielgerichtet, wie der erste. Stattdessen geht es um Entdeckung und Selbsterkenntnis. Durch den Blick nach innen beginnen wir mehr Aspekte in uns wahrzunehmen – nicht nur unsere Wünsche und Motivationen, sondern auch wie wir insgesamt funktionieren und vielleicht auch wo unsere Ängste und Unsicherheiten liegen. Wir nehmen uns ganzheitlicher in unserem Menschsein wahr.
Wir versuchen, das nicht Ego zu stärken, und zu optimieren, sondern es zu verstehen. Wer sind wir hinter den Rollen, die wir im Alltag leben? Was bleibt, wenn wir uns von den Erwartungen und Bewertungen anderer lösen? Wie wurden wir geprägt und wie ist der Aufbau der inneren Strukturen und Muster.
Während wir den Fokus richten nach innen, kann es sein, dass wir erkennen, dass wir nicht nur das sind, was wir im Außen erreichen wollen. Wir erkennen, was, und vor allem wie wir sind. Wie wir leben, arbeiten und sein wollen. Und auch wieweit unser äußeres Dasein gegebenenfalls von der inneren Form abweicht.
Es ist ein Weg, auf dem wir Vertrauen brauchen.
Wir beginnen, feinere und tiefere Ebenen unserer Existenz wahrzunehmen und schauen umfassender auf die Welt. Und wir verstehen unseren Platz im Leben – in Bezug zu uns selbst und genauso zu anderen. Je weiter wir gehen, desto mehr können wir erkennen, was hinter den Begrenzungen unseres Egos, des menschlichen Ichs liegt.